Velbert verliert seinen Wald: Baumfällungen im Offerbusch, Hermi und Langenhorst

Seit etwa zwei Wochen wurden in den zwei Velberter Wäldern und im Herminghauspark eine große Anzahl kranker, aber auch gesunder Bäume gefällt. Zusätzlich zum Fällen eigentlicher Gefahrenbäume, die durch Ihren Standort an Wegen oder Straßen eine Gefahr für Passanten darstellen, wurden junge und auch alte gesunde Bäume und auch Bäume abseits der Wege gefällt und abtransportiert. Nur ein Bruchteil der gefällten Bäume stellten eine wirkliche Gefahr dar.

Die Grünen Velbert, die sich seit Jahren für einen Erhalt und die Vermehrung des Stadtgrünes und der kommunalen Wälder einsetzen, sehen diese aktuelle Entwicklung sehr kritisch und unterstützen die Velberter Naturschutzorganisationen, die sich entschieden gegen diese massiven Baumentnahmen wehren.

Unser Wald ist krank

Wie wir bereits bei unserer Wie-geht´s-dem-Wald-Wanderung im September 2020 anschaulich dargestellt haben, ist der Gesundheitszustand der heimischen Wälder sehr kritisch. Das heißt, die Bäume sind durch die klimawandelbedingten vergangenen Dürrejahre sehr gestresst. Dadurch haben Schadinsekten, Pilze und Baumkrankheiten leichtes Spiel, den Bäumen weiteren Schaden zuzuführen.

Die Bäume wurden größtenteils abtransportiert, wodurch sie dem Wald als wichtiger Wasser- und Humusspeicher verlorengehen. Abgesehen von den an Rußrindenkrankheit erkrankten Ahornbäumen waren diese Abtransporte nicht notwendig. Außerdem kann man bei den aktuellen Arbeiten feststellen, wie gerade diese hier eingesetzten schweren Forstmaschinen den sensiblen Waldboden verdichten, wodurch die feinen Saugwurzeln der verbleibenden Bäume sowie sämtliche Bodenorganismen Schaden nehmen. Die Baumentnahmen reißen große Löcher in das Kronendach. Der Waldrand wird stark gelichtet. Alle die vorgenannten Umstände führen dazu, dass den verbleibenden Bäumen die Wasseraufnahme zusätzlich erschwert wird und sich die Verdunstung und damit der Wasserbedarf der Bäume im Sommer verstärkt, da sich kein kühlendes Waldklima mehr bilden bzw. halten kann. Die Bäume „verdursten“.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass bei diesen brachialen Ernte- und Rückemethoden, bei denen mit schweren Harvestern quer durch den Wald gefahren wird, jeglicher gesunder und standortgemäßer Jungaufwuchs vernichtet wird. Wenn dann später irgendwann wieder aufgeforstet wird, werden immense Geldsummen in Stecklinge investiert, die nicht an den Standort gewöhnt sind und außerdem für den Transport beschnittene Wurzeln haben. Hinzu kommt, dass der heimische Jungaufwuchs viel geeigneter wäre und viel bessere Erfolgsaussichten hätte für einen zukünftigen Wald – auch wenn der Standort dem Jungaufwuchs durch die Entnahme der alten Bäume viel zu sonnig und durch fehlendes Totholz viel zu nährstoffarm ist. Man kann auf den betreffenden Waldflächen noch erkennen, dass viel zukünftiger Wald in Form von Jungaufwuchs vorhanden war, aber nun abgeknickt oder abgesägt am Boden liegt.

Was ist die eigentliche Aufgabe des Waldes?

Wälder, die sich im öffentlichen Besitz befinden, haben vor allen anderen Dingen die Aufgabe, dem Wohl der Allgemeinheit zu dienen. Sie sollen Orte der Erholung sein, der Naturerfahrung und Möglichkeiten für sportliche Betätigung bieten. Aber gerade in Zeiten des Klimawandels erfüllen Bäume und ganz besonders Waldflächen weitere wichtige Aufgaben, die für unser aller Wohl unbezahlbar sind. Bäume speichern CO2 und sind unersetzlich, um den Klimawandel abzumildern. Sie säubern und kühlen die Luft und produzieren Sauerstoff. Von diesem natürlichen Abkühlungseffekt profitieren auch die benachbarten Stadtteile.

Aus diesem Grund, hat die Velberter Politik noch im September 2019 einstimmig ein gemeinsames Klimaschutzkonzept verbindlich beschlossen. Hierin wird sogar die Vergrößerung des Baumbestands gefordert.

Für die Zukunft

Anstatt den Wald, der durch die Folgen des Klimawandels stark gestresst und erkrankt ist, zu fördern und auf Baumentnahmen zu verzichten, wurden in den vergangenen Jahren immer wieder Bäume aus dem Ökosystem Wald entnommen, Wurzeln und Baumrinde durch schwere Forstgeräte beschädigt und breite Schneisen und Forststraßen in die Wälder geschlagen. Hierdurch entstand eine unnötige zusätzliche Schwächung, die zusammen mit den zurückliegenden Dürrejahren dem Wald schwer zugesetzt hat. Einen Wirtschaftsfaktor stellt ein solcher Wald ohnehin nicht mehr dar, zumal die tiefen Holzpreise meist nicht einmal den Aufwand für Entnahme und Transport decken. Deshalb müssen unbedingt abseits der Wege ALLE Bäume stehenbleiben. Zusätzlich zu den gesunden Bäumen sind die kranken bzw. toten Bäume ein wichtiger Nährstofflieferant für die nächsten Baumgenerationen und stellen einen wichtigen Lebensraum für Vögel, Insekten und Kleinsäuger dar und sorgen für eine deutliche Steigerung der Biodiversität. Für derartige Totholz- und Biotop-Bäume gibt es sogar attraktive Förderungen, so dass hierdurch noch ein zusätzlicher positiver monetärer Effekt entsteht.

Bei den Bäumen im Verkehrssicherungsbereich der Wanderwege muss bei Anzeichen von Gefahr eine unabhängige/seriöse fachliche Begutachtung erfolgen und die nötigen Sicherungs-Maßnahmen exakt bestimmt werden. Auch durch sogenannte Entlastungs- und Pflegeschnitte kann u.U. das Gefahrenpotenzial beseitigt werden. Bäume, die aus Sicherheitsgründen doch wirklich gefällt werden müssen, sind klimaneutral zu ersetzen.

Es darf aber nicht sein, dass Gefahrenbäume wie leider bisher mehrfach beobachtet – ohne derartige Sicherungsmaßnahmen – monate- und jahrelang neben Wanderwegen oder Straßen stehen bleiben, ohne dass die von ihnen ausgehende Gefahr beseitigt wird.

Unser Ziel

Es muss eine Abkehr vom bewirtschafteten Forst zum naturbelassenen Wald geben mit Raum für Erholung für die Velberter Bürger*innen. Wir setzen uns dafür ein, dass der Velberter Wald erhalten und gefördert wird.

Wir setzen auch alles daran, die Zahl der Straßenbäume, Parkbäume und das Stadtgrün zu vermehren, um insgesamt für Velbert ein lebensfreundliches, gesundes Stadtklima zu erreichen – auch für die bevorstehenden Jahre, die von der Klimaerwärmung geprägt werden sein.

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