Innenstädte fit für die Zukunft machen: Antrag im Bundestag eingebracht

    Lebendige Innenstädte brauchen Unterstützung! (Foto: MichaelGaida – pixabay.com)

Unsere Innenstädte und Ortskerne sind in der Krise. Händler und Gewerbetreibende, die schon zuvor durch den Online-Handel und explodierende Mieten unter Druck kamen, sind nun durch coronabedingte Umsatzeinbrüche doppelt schwer getroffen. In der Transformation der Innenstädte kann auch eine große Chance liegen, das zeigen uns heute bereits Paris oder Barcelona, die neue und zukunftsfähige Konzepte erproben. Umbrüche gilt es zu gestalten und nicht zu verwalten. Dafür haben wir einen Antrag in den Bundestag eingebracht, mit dem wir unsere Innenstädte fit für die Zukunft machen wollen. Außerdem fordern wir die Anpassung der oft extrem hohen Gewerbemieten aufgrund der Corona-Pandemie zu ermöglichen.

Bis zu 50.000 Geschäfte könnten in Folge der Corona-Krise dauerhaft schließen, vermutet der Handelsverband Deutschland (HDE). Bei den Hotel- und Gaststättenbetrieben bangt laut Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA rund die Hälfte um die Existenz. Gleichzeitig sind die Mieten in gefragten Innenstadtlagen massiv angestiegen. Gepaart mit dem Umsatzrückgang besteht die Gefahr, dass vor allem kleine, alteingesessene Händler, Traditionsbetriebe und das lokale Handwerk aufgeben müssen.

Belebte Innenstädte und Ortskerne, die man gerne besucht, in denen man verweilt, genießt und andere Menschen trifft, tragen enorm zu unserer Lebensqualität bei. Sinkt die Anziehungskraft und Aufenthaltsqualität, verlieren Alle – Bewohner*innen, Gewerbetreibende und die Kommune an sich.

Um Innenstädte und Ortskerne wieder attraktiver zu machen, braucht es ein neues Leitbild. Attraktive Innenstädte sind lebenswerte Orte, mit hoher Aufenthaltsqualität, die man gut erreicht und in denen man eine ganze Vielzahl von Angeboten findet.

Ein faires und besseres Gewerbemietrecht

Deshalb wollen wir das Kleingewerbe durch ein besseres Gewerbemietrecht schützen: mit einer funktionierenden Mietpreisbremse für Kleingewerbe und soziale Einrichtungen in bestehenden Immobilien. Außerdem wollen wir eine gesetzgeberische Klarstellung, dass behördliche Betriebsschließungen und Nutzungseinschränkungen für Gewerbeflächen aufgrund der Corona-Krise als schwerwiegende Veränderung der Vertragsgrundlagen,  um so einen Anspruch der Gewerbemieter auf Vertragsanpassung, also etwa auf Herabsetzung der Miete, auslösen.

Immobilien- und Bodenkauf durch Kommunen stärken

Wir treten dafür ein, dass die öffentliche Hand eine aktivere Rolle bei der Gestaltung der Innenstädte einnimmt.

Ein neuer Städtebau-Notfallfonds mit einem Volumen von einer halben Milliarde Euro soll Kommunen Starthilfe geben, gezielt Immobilien anzukaufen und einer gemeinnützigen  Nutzung zuzuführen. Damit der Bund die Kommunen bei der nachhaltigen und gemeinnützigen Gestaltung des Stadtbildes besser unterstützen kann, fordern wir außerdem einen gemeinnützigen “Bundesbodenfonds”.

Wohnen und Leben in der Stadt – bezahlbaren Wohnraum schaffen und sichern

Bezahlbaren Wohnraum in Innenstädten zu sichern und zu schaffen ist elementar, weshalb wir als grüne Bundestagsfraktion wirksame Mietobergrenzen schaffen wollen und die Wiedereinführung der Wohnungsgemeinnützigkeit fordern.

Fußverkehr und Fahrrad first! 

Wir brauchen ein neues Mobilitätskonzept für barrierefreie fußverkehrs- und fahrradgerechte Innenstädte mit starkem öffentlichem Nahverkehr. Studien zeigen: Wer zu Fuß, per Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln in der Stadt unterwegs ist, gibt deutlich mehr Geld im lokalen Einzelhandel aus. Jetzt geht es darum, die Verbesserung der Infrastruktur für Fußgängerinnen und Fußgänger sowie den Ausbau der Radinfrastruktur massiv zu beschleunigen.

Digitalisierungsoffensive für den lokalen Einzelhandel

Wir wollen besonders innovative Projekte weiter fördern, die mit Hilfe der Digitalisierung den lokalen Handel, das lokale Gewerbe und die Regionalvermarktung stärken. Dazu wollen wir einen neuen Sondertopf in der Städtebauförderung in Höhe von 290 Millionen Euro auflegen,

Hilfsprogramme, mehr Freiräume und Stärkung von Kunst und Kultur

Damit viele der kleinen Unternehmen in Innenstadtlagen wieder Luft zum Atmen bekommen, muss die Bundesregierung die Hilfsprogramme entbürokratisieren, die Antragshürden senken und endlich die Möglichkeit einräumen, Selbständigen, Kulturschaffenden und Kreativen daraus nicht nur fixe Betriebskosten, sondern auch ein Selbstständigengeld bzw. einen Unternehmerlohn zu finanzieren.

Um die Umsätze des lokalen Handels und regionale Wirtschaftsstrukturen in der Krise zu stärken, setzen wir uns für Kauf-vor-Ort-Gutscheine ein. Um Restaurants und Cafés in der Krise besser zu unterstützen, sollen Kommunen, dort wo möglich und mit dem Lärmschutz vereinbar, mehr öffentliche Flächen zur Nutzung stellen und mit Ausnahmegenehmigungen einen Außenbetrieb bis 24 Uhr ermöglich.

Um der drohenden kulturellen Verödung unserer Innenstädte entgegenzutreten, braucht es einen Kulturrettungsfonds, für die,  die durch die Bundes- und Landesmaßnahmen nicht zielgerichtet unterstützt werden und dort, wo noch nicht geschehen – Schallschutzfonds auf kommunaler, auf Länder- und Bundesebene, um eine Vertreibung von Clubs aus den Innenstädten zu verhindern.

Zum weiterlesen: Fraktionsbeschluss „Unsere Innenstädte fit für die Zukunft machen“

Quelle: www.gruene-bundestag.de

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