Die AfD wollte Texte des erst kürzlich freigelassenen Journalisten Deniz Yücel durch die Bundesregierung missbilligen lassen, was faktisch einer journalistischen Zensur gleichkommt. Die AfD, die sich bei ihren Hassreden, Beleidigungen und oftmals menschenverachtenden, ausländerfeindlichen Äußerungen selbst immer wieder auf die Meinungs- und Pressefreiheit beruft, will diese aber nicht für ihre demokratischen Kritiker gelten lassen.
Bei der Bundestagsdebatte über den unsäglichen AfD-Antrag bot Cem Özdemir den Rassisten in der AfD leidenschaftlich Paroli. Übrigens: Wie viel Steuergeld die AfD-Bundestagsfraktion mit diesem offensichtlich sinn- und erfolglosen Schattengefecht verplempert hat, läßt sich leider nicht ermitteln.
Hier einige Auszüge aus der Bundestagsrede von Cem Özdemir:
„Sie verachten dieses Land“
„Wenn Sie ehrlich wären, dann würden Sie zugeben, dass Sie dieses Land verachten“, rief Özdemir, der immer wieder von starkem Beifall, aber auch Zwischenrufen, offensichtlich aus der AfD, unterbrochen wurde. Die AfD verachte das Parlament, die Werte der Aufklärung und „alles, wofür dieses Land in der ganzen Welt geachtet wird und respektiert wird: „die Erinnerungskultur, die Vielfalt des Landes, auch Menschen mit Vorfahren aus Russland oder Anatolien, die stolz darauf seien, Bürger dieses Landes zu sein.“
„Ihr tobender Mob wollte mich am Aschermittwoch abschieben“, sagte Özdemir. „Das geht leichter, als Sie sich das vorstellen.“ Özdemir ist in Bad Urach geboren, seine Eltern waren aus der Türkei nach Deutschland gekommen. Özdemir bezeichnet Bad Urach als „meine schwäbische Heimat“. Der politische Aschermittwoch der AfD, bei der in einem Sprechchor Özdemirs Abschiebung gefordert wurde, habe ihn eher an eine Sportpalastrede erinnert, rief er und empfahl den AfD-Abgeordneten, sich an das Ausstiegstelefon für Neonazis zu wenden. Hilfe für ausstiegswillige AfDler gibt es übrigens hier: EXIT-Deutschland, Telefon 030/23 48 93 28.
„Bei uns gibt es Pressefreiheit“
„In unserem Land, in der Bundesrepublik Deutschland, gibt es keine Gleichschaltung, von der Sie nachts träumen, bei uns gibt es Pressefreiheit.“ Die AfD verachte Deutschland zutiefst, seine Vielfalt, seine Erinnerungskultur und wolle aber darüber bestimmen, wer deutsch ist und wer nicht. Özdemir weiter: „Sie sind aus dem selben faulen Holz geschnitzt wie Erdogan. Die AKP hat in Deutschland einen Ableger und sie sitzt hier“.
Hier die Bundestagsrede von Cem Özedemir in voller Länge:
- ZEIT Online: Özdemir rechnet in Bundestagsdebatte mit AfD ab
- Frankfurter Allgemeine F.A.Z. Online: Özdemir rechnet mit AfD ab
- Süddeutsche Zeitung SZ.de: Die richtige Rede zum richtigen Zeitpunkt
- Stern.de: Özdemirs emotionale Brandrede gegen die AfD: „In diesem Haus sitzen Rassisten“
- Cicero: Özdemir und Kubicki gegen die AfD
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