Am 20. Februar jährte sich der schwere Gülleunfall, bei dem im Hardenberger Bach auf rd. 7 km bis zur Einmündung des Deilbaches der Fischbestand erloschen ist.
Die Ratsfraktion der GRÜNEN nimmt dies zum Anlass einer Aufbereitung und Rückschau:
„Die Umweltverwaltung und -politik sollte aus solchen Ereignissen lernen, um sie zukünftig zu vermeiden oder besser damit umzugehen“, so Ratsmitglied Stefan Overkamp. „In der Presse wurde zunächst die Anzahl der aufgesammelten toten Fische mit 363 genannt. Diese Zahl ist für die Abschätzung des Schadens völlig ungeeignet und irreführend. Tatsächlich ist davon auszugehen, dass mindestens 10.000 Fische qualvoll verendet sind.“
Gestützt wird seine Einschätzung von einem bislang nicht öffentlich bekannten Gutachten.
Die Limares GmbH aus Essen, die auf Fischgutachten spezialisiert ist, hatte Ende April 2023 auf eigene Initiative eine Befischung durchgeführt, da nach mehr als zwei Monaten seitens der Behörden keine Befischung veranlasst wurde.
„Dem Gutachten zufolge lag die sog. Individuendichte, also Fische je 100 qm Wasserfläche, oberhalb der Gülleeinleitung bei 78 Fischen, unterhalb der Einleitung bis zur Deilbacheinmündung aber im Mittel nur noch bei 1,4“, so Overkamp. „Das macht deutlich, dass der Fischbestand in allen Altersklassen nahezu vollständig ausgelöscht wurde.“ Im Gutachten heißt es zudem: „Da ein fast vollständiger Ausfall der Fischzönose im Hardenberger Bach vorliegt, ist auch ein ökologischer Schaden im Deilbach naheliegend, der bisher nicht untersucht wurde.“
Die Grüne Ratsfraktion hat nach dem Unfall einen umfassenden Fragenkatalog an die Umweltverwaltung gerichtet. Gewässerexperten des BUND Essen haben die Antworten des Kreises Mettmann wie auch des BRW ausführlich kommentiert und eine Vielzahl offener Fragen identifiziert. Diese sind in der Mehrzahl auch ein Jahr nach dem Gülleunfall unbeantwortet. Mit der Kommentierung hat der BUND zudem aufgezeigt, was hätte anders laufen müssen.
Die Gefahr ähnlicher Unfälle ist nach Ansicht der GRÜNEN hoch. „29 % der im Jahr 2022 geprüften Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen mit Mängeln“, titelt eine aktuelle Auswertung des Statistischen Bundesamtes und die „meisten Schadstoffe gelangten demnach aus Biogasanlagen sowie Jauche-, Gülle- und Silagesickersaftanlagen (JGS-Anlagen) in die Umwelt.“
Nähere Informationen:
- Gülleunfall Velbert Neviges vom Februar 2023, Auswertung der Antwort der Kreisverwaltung Mettmann auf einen Fragenkatalog der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen im Velberter Rat, BUND Essen
- Elektrobefischungen im Hardenberger Bach – Ergebnisbericht zur Elektrobefischung vom 30.04.2023, Limares GmbH 06/2023
- 29 % der 2022 geprüften Anlagen mit wassergefährdenden Stoffen mit Mängeln
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/09/PD23_383_323.html
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